VASALOPPET 2023

In der Spur der Väter – für die Siege der Zukunft!!
Meine 7 Mitstreiter allesamt aus dem Oberland und Landkreis Tölz und ich wagten das Unterfangen Vasa-Loppet.
Das weltweit größte Langlaufrennen mit knapp 16.000 Startern zieht einfach jeden Langläufer in seinen Bann. Trotz der langen Anreise, vielen Trainingskilometern, Seeding-Rennen im Vorfeld kommen jedes Jahr 1000ende Langläufer wieder und stellen sich der Herausforderung in der schwedischen Dalarna Region.
Fast alle Langdistanzrennen werden von den Topläufern ausschließlich in der Schiebetechnik absolviert. D.h. die Ski haben keine Waxzone, Schuppen oder Fell und werden ausschließlich von der Spannungslinie für das Schieben entwickelt.
Ich hatte mich dieses Saison darauf vorbereitet und viele km auf den Skirollern gemacht. Im Winter hatte ich einige Rennen geplant. Mein Schiebe-Debüt der Pustertaler Skimarathon hat mich bestätigt, dass das Schieben bei diesen Rennen einfach die schnellere Technik ist. Der Dolomitenlauf und König Ludwig Lauf rundeten meine Rennvorbereitung ab.
Die Rennen dienten natürlich auch dazu, beim Vasa in der Startgruppe weiter nach vorne zu gelangen (Seeding). Nach dem Pustertaler und Dolomitenlauf war ich schon in Startgruppe 2. Jedoch wollte ich in die 1. Gruppe hinter der Elite. Dieses Ziel erreichte ich dann auch mit dem König Ludwig Lauf.
Folgend der Link zu den Seedingrennen
In der Elite Gruppe waren ca. 350 Starter und in Gruppe 1: 450 Starter. Also schon 800 bessere oder gleichgute Läufer!!!
(Gruppe 2: 700, Gruppe 3: 1000, Gruppe 4: 1200, Gruppe 5: 1400, Gruppe 6: 1300, Gruppe 7: 1400, Gruppe 8: 1500, Gruppe 9: 1450, Gruppe 10 : 4420
Anreise 01.03.2023
Unsere Gruppe hat sich entschieden nach Schweden via Flugzeug zu reisen. Vorort hatten wir für 8 Leute 2 VW Busse – was die 3,5 Stündige Anreise von Stockholm nach Mora sehr angenehm machte. Auch fürs Strecken besichtigen, Besorgungen machen waren wir unabhängig.
Ohne Probleme kamen wir bei unseren kleinen Häuschen ca. 1,3 km von Mora (Zielort) entfernt an – alle Ski und Stöcke sind beim Transport heil geblieben.
- Mit Lufthansa über die Schären Schwedens
- Zwischenstop Falun – Subway
- A Haufen Zeug!
STRECKENBESICHTIGUNG 02.03.2023
Wir/ Ich wollten gerne den gefürchteten Startberg besichtigen, sowie die ersten 25 km. Da dies mein erster Vasa sein sollte, den ich nur im Doppelstockschub bewältigen wollte.
Ein Traumtag stand an – in der Nacht war es kälter geworden und der feuchte Schnee vom Vortag fror gut zusammen. Wir hofften, dass am Sonntag (Renntag) ähnlich schnelle Bedingungen sind.
- 190 hm Startberg!!
- Mangsbodarna
Der Startberg scheint seit meinem letzten Besuch vor 5 Jahren irgendwie steiler geworden zu sein – so mein Gefühl!
Ich konnte mich bei besten willen nicht mehr daran erinnern wie lang und steil es War.
Der Berg unterteilt sich in 2 Steile Stufen (ähnlich wie der Klammberg in Kreuth oder das Steile Stück auf der Moni Alm der Seerunde) und ist ca. 2,1 km lang.
Mit Respekt – aber einem guten Gefühl zu wissen was auf mich zukommt, ging es zu unserer Homebase nähe Mora.
Startnummer holen und Relaxen 03.03.2023
Beim Startnummern holen ging auch alles reibungslos, naja nach 99 Austragungen ist wohl schon etwas Routine dabei. Das Örtchen Mora ist wirklich nett. Alles steht im Zeichen Vasalauf.
Am Abend sind wir dann noch nach Mora um den Zieleinlauf des Nattvasan (Nacht-Skating-Rennen) anzusehen. Es gibt diesen Lauf als 30 – 45 – 90 km.
Skitest, Präparation der Ski und Verpflegung herrichten 04.03.2023
Gegen 10 Uhr gings auf die Strecke mit meinen Ski im Gepäck zum Skitesten. Eine gute Stelle (ca. 20 km vor dem Ziel) hatten wir und schon 2 Tage zuvor rausgesucht, als wir auf dem Weg nach Sälen waren.
Der Skitest war leider nicht eindeutig und viele Faktoren waren zu berücksichtigen. Meine Ski waren alle ähnlich gut und daher die Wahl schwierig . Und ich musste mich auf mein Gefühl und die Erfahrung verlassen.
4 Ski hatte ich dabei alles DP-Ski ( Ski die ausschließlich für das Schieben entwickelt wurden)- gelaufen bin ich allerdings nicht den schnellsten sondern den 2. schnellsten Ski, da mir der besser vom Fuß ging.
- Rennski
- wahrscheinlich bessere Wahl FS-NC10
- Waxlkeller
Den FS26 habe ich genommen, aufgrund der Wetterprognose und Skitest. Zu erwarten war ein grobkörniger trockener Schnee der „mehlig“, „grieselig“ wird. Der Schliff geht dort äußerst gut und noch besser falls es wärmer wird und feuchter. Temperaturen von -5 bis -1 oder 0 Grad.
Aufgrund dieser Annahme hab ich mich noch für eine RedCreek 2mm linear leichter Druck von Spitze bis Bindung und höherer Druck ab der Bindung bis Skiende entschieden.
Material:
- Ski: Fischer Speedmax DP Sprint
- Grundwax: Vauhti LDR
- Speed: Vauhti LDR liquid zusammen mit dem LDR Pulver eingebügelt
- RedCreek 2mm ins Pulver gezogen, danach ausbürsten.
Der für mich unerwartete Neuschnee am Renntag hätten meine Wahl eher auf meinen Uni-kalt-Schliff fallen lassen FS-NC10
Verpflegung:
Seit 2 Jahren verwende ich schon die Produkte von MON Sports, was für Katharina Hennig funktioniert – kann für mich nicht schlecht sein. Ich vertrage die Produkte sehr gut und kann mehr Kohlenhydrate aufnehmen, als mit anderen Produkten.
Mein Neffe Jakob Gehrke der Sportwissenschaften studiert hat mir eine Sondermischung Pulver gemacht auf Basis vom PowerCarb.
Plan war:
- 1 l PowerCarb Jakobs Mix im CoxaCarry
- 5 x Gel40 Mango
- 1 x Gel40 Matcha (Koffein)
Das Getränk hatte ich in meinen CoxaCarry Trinksystem untergebracht, 2 Gels mit Klettverschluss an meinen Oberschenkel, 2 in den Geltaschen am Wadl des Rennanzugs und 2 im Frontfach des Coxa.
Renntag 05.03.2023
2.30 Uhr Aufstehen – ähh – viel geschlafen hab ich ehh nicht!
3.00 Uhr Ab zu Frühstück, große Schüssel Porridge mit Apfelmus und Banane, 2 Semmeln, Kaffee und 3 Eier
3.30 Uhr Abmarsch zum Vasa-Shuttle-Bus in Mora.
4.10 Uhr Abfahrt mit dem Bus nach Sälen – würde jedem Empfehlen, der nicht im Startort wohnt mit dem Bus zu fahren. Super Entspannt und vor allem – Klo ist an Bord!
5.50 Uhr Ankunft in Sälen + schnell meine Ski in Startgruppe 1 legen – Als ich um 6 Uhr in meine Startgruppe gehe, ist diese schon voll!
Toll – 350 Eliteläufer und ca. 450 Läufer der Gruppe 1 vor mir! Also 800 Topläufer.
Ab ca. 7 Uhr hatte ich neue Socken und meine Schuhe angezogen, Gels verstaut, Trinkgurt umgeschnallt und meine Tasche in die dafür bereitstehenden LKW´s gebracht.
7.50 Uhr: Die Umziehklamotten hatte ich ja schon abgegeben. In einem weiteren Plastiksack (mit Startnummer drauf) kann man bis kurz vor dem Start seine Wärmebekleidung verstauen und am Rand, links wie rechts sowie in der Mitte in die dafür vorgesehenen Boxen schmeissen.
8 Uhr Start
Der Start ist wohl das aufregendste was man im Langlauf an Massenstart hat. Die 50 Spuren sind randvoll gefüllt mit Läufer die ihr bestes geben. Leider wurden die Spuren nicht neu mit dem Spurgerät gezogen und waren steinhart. Was jegliches bremsen und ausweichen bei Stürzen sehr schwierig gemacht hat. Vor mir Stürzte glaube ich die Siegerin Emilie Fleten mit dem Bergtrikot, was ich in einem Interview im Nachgang erfahren hatte. Wahnsinn, dass man das noch gewinnen kann wenn man am Start stürzt – macht mir ja noch Hoffnung!!
Viele Stürze links und rechts von mir waren zu hören und sehen – ich hatte Glück, dass eine Spur neben mir immer frei war zum ausweichen.
Einen Mitstreiter von mir erwischte es leider beim Start – Resultat Rippenbruch!! Er kämpfte sich noch bis Evertsberg durch, sprich die hälfte des Rennens – große Hochachtung bei den Schmerzen.
Einen weiteren Ausfall hatten wir noch zu beklagen.
Den Startberg rauf ging es gut bis auf ein paar Staus. Werde mich beim nächsten mal eher weiter an den in Fahrtrichtung linken Rand stellen. Glaube da geht´s besser!
Ohne schaden am Material ging es zum höchsten Punkt und auf die Hochebene, die wir ja vor ein paar Tagen schon besichtigt hatten.
Ein echt hohes Tempo wurde angeschlagen, was mir schon etwas Kopfzerbrechen bereitete. Auch war dort der Schnee komplett anders als erwartet. Einiges an Neuschnee, der durch den kräftigen Wind und den Fernseh-Helicopter in der Spur lag. Schon da hat sich rausgestellt, dass neben der Spur und in der Kamera-Skidoo-Spur mein Ski deutlich besser ging als in der Spur.
Denke dass ich sicher 2/3 der Strecke außerhalb der Spur gelaufen bin. In den Anstiegen und Abfahrten blieb ich meist schon in der gefrästen Loipe. Durch die hohe Geschwindigkeit in meiner Gruppe, sowie den ständigen Positionskämpfen und zahlreichen Stöckbrüchen und Stürzen hatte ich auf den ersten 25 km kaum Zeit meinen Ernährungsplan umzusetzen.
Es kam wie es kommen musste!! Bei km 30 kam der Mann mit dem Hammer!
Totales tief – also wirklich! Mein Gefühl zu dem Zeitpunkt war, dass ich es nicht ins Ziel schaffe! Noch 60 km schieben!
Kleine Ziele setzten heißt es bei solchen Tiefs!
Hab die Gruppe ziehen lassen, 1 Gel und einige kräftige Schlucke aus meinen Coxa genommen – in der Hoffnung die Energie kommt zurück. Ich konnte dann mit der nachfolgenden Gruppe gut mithalten und bin dort mitgeschwommen.
Meinen und Jakobs Ernährungsplan habe ich zwischen Risberg und Evertsberg dann strikt eingehalten und pro Std. mein Gel sowie Getränk alle 30 min zu mir genommen.
Die Power kam wieder, so dass ich mich Läufer für Läufer nach vorne abreiten konnte. Auch mein Material wurde immer besser je länger das Rennen andauerte. Was ein super Gefühl das ist.
Mein Ski hatte kaum abgebaut und war absolut Konkurrenzfähig mit den Läufern um mich herum. Wenn nicht sogar besser.
Die letzten 20 km waren echt ein Genuss!
Viele Plätze waren es nicht die ich noch gut machen konnte aber immerhin 56.
Nach dem Rennen
Die Organisation auch nach dem Rennen ist super!!
- Skiabgabe
Im Ziel kann man gleich seine Skier abgeben und geht dann an den ersten Verpflegungsständen vorbei Richtung Shuttle-Bus. Dieser Bus bringt einen dann zu seinen Klamotten. Auf einem großen Feld liegen dann die Tasche sowie der Plastik-Kleidersack. 2 Gehminuten gäbe es Duschen, Verpflegung sogar Massage. Leider war viel los und ich habe mich draussen umgezogen und bin Richtung unserem Haus gegangen.
Auf dem Weg dorthin habe ich erfahren, dass 2 von unserer Gruppe es nicht geschafft haben und aussteigen mussten. Am Haus angekommen habe ich unsere zwei mit dem Auto abgeholt und nach Hause gefahren.
Auslaufen 06.03.2023
Den Vasalauf vergleiche ich mal mit einer Geburt eines Kindes!!! Während der Schwangerschaft und kurz danach – sagt man NIEE wieder!
Bei mir hat es gerade mal 12 Stunden gedauert, da war klar ich muss 2024 nochmal nach Schweden!